

Taschenlampen-Reichweite: Warum Herstellerangaben oft von der Realität abweichen
In meinen Taschenlampen-Tests habe ich immer wieder festgestellt, dass die Reichweite von Taschenlampen, wie sie von den Herstellern angegeben wird, häufig deutlich von der tatsächlichen Nutzbarkeit abweicht. Egal, ob es sich um eine LED-Taschenlampe oder einen speziellen Thrower handelt – die Herstellerangaben zur Reichweite sind oft deutlich optimistischer, als die reale Leistung der Lampe im Einsatz. Meine Erfahrung zeigt, dass man bei fast allen Herstellerangaben zur Taschenlampen-Reichweite mindestens ein Drittel der angegebenen Entfernung abziehen sollte, um ein realistisches Bild von der tatsächlichen Leistung der Lampe zu bekommen. Doch warum ist das so?

Laborwerte vs. die Realität
Hersteller messen die Reichweite von Taschenlampen unter idealisierten Bedingungen:
- Labortests ohne Umwelteinflüsse: Oft werden die Lampen in dunklen Räumen getestet, wo keine externen Einflüsse wie Feuchtigkeit oder Staub die Ergebnisse beeinflussen können. Unter diesen perfekten Bedingungen wird häufig die Mindestbeleuchtungsstärke (z. B. 0,25 lux) als Maßstab genommen, der angibt, bis zu welcher Distanz noch Licht ankommt.
- Reale Einsatzbedingungen: Im Freien, bei Nebel, Staub oder hoher Luftfeuchtigkeit, ändert sich das Bild jedoch. Selbst eine geringe Feuchtigkeit in der Luft führt dazu, dass sich der Lichtkegel der Lampe verbreitert und an Intensität zunimmt. Dieser Kegel kann so stark sein, dass er das Ziel überstrahlt und dadurch unscharf erscheint. Dies führt dazu, dass die Sichtbarkeitsreichweite der Lampe deutlich reduziert wird, auch wenn technisch noch ausreichend Licht vorhanden ist.
- Doch auch die Art der LED beeinflusst die Reichweite. Eine Rotlicht-LED beispielsweise hat keine so große Reichweite wie eine vergleichbare weiße LED.
Bediener vs. Ziel – Zwei Perspektiven der Reichweite
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass die Reichweite, die der Bediener einer Taschenlampe wahrnimmt, nicht immer der tatsächlichen Erleuchtung des Ziels entspricht. Ich erinnere mich an einen Einsatz mit einem Thrower (der Wurkkos TD01), bei dem ich von einem Bootsanleger zu einem anderen Anleger etwa 800 Meter entfernt leuchtete. Für mich war der Lichtpunkt nicht fokussiert genug, um das Ziel klar zu erkennen.
Doch als ich später den Anleger erreichte, berichteten mir Passanten, dass der Bereich dort hell erleuchtet war. Dies zeigt, dass die Erleuchtungsreichweite für das Ziel durchaus ausreicht, auch wenn ich als Bediener der Lampe selbst Schwierigkeiten hatte, Details zu erkennen. Es ist also wichtig, zwischen der Sichtbarkeitsreichweite, bei der der Bediener das Ziel eindeutig erkennen kann, und der Erleuchtungsreichweite, bei der das Ziel zwar erleuchtet, aber nicht immer sichtbar ist, zu unterscheiden.

Marketing und Messmethoden: Warum Hersteller Zahlen pushen
Hersteller von Taschenlampen möchten natürlich mit ihren Produkten auffallen und verwenden daher oft beeindruckende Zahlen, um das Interesse der Käufer zu wecken. Dies führt dazu, dass die Reichweitenangaben von Taschenlampen häufig unter unrealistischen, idealisierten Testbedingungen ermittelt werden.
- Unterschiedliche Messmethoden: Es gibt keinen einheitlichen Standard, um die Reichweite von Taschenlampen zu messen, und daher variiert die Methodik von Hersteller zu Hersteller.
- Marketingfaktor: Um sich von der Konkurrenz abzuheben, werden oft Werte angegeben, die unter optimalen Bedingungen gemessen wurden – diese Werte können in der Realität dann stark abweichen.
Alles nur Fake???
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Unterschied zwischen den Herstellerangaben zur Reichweite von Taschenlampen und der tatsächlichen Reichweite durch eine Vielzahl von Faktoren entsteht. Dazu gehören idealisierte Testbedingungen, die nicht die realen Einsatzbedingungen widerspiegeln, sowie unterschiedliche Messmethoden und die Marketingstrategien der Hersteller.
Es lohnt sich, bei den Herstellerangaben stets einen Sicherheitsabstand von etwa einem Drittel der angegebenen Reichweite einzuplanen, um eine realistische Vorstellung von der tatsächlichen Leistung der Lampe zu erhalten.
Trotzdem: ich würde nicht behaupten, dass die Hersteller lügen oder maßlos übertreiben, wenn sie ihre Angaben zur Reichweite ihrer Taschenlampen machen. Man sollte sich beim Kauf einer Taschenlampe aber durchaus bewusst sein, dass gerade die Reichweite viel mehr von den äußeren Witterungs-Bedingungen abhängt, als man meinen mag. Und aus genau diesem Grund gibt es wahrscheinlich keine Alternative zu den Labormessungen, die uns wahre Traumreichweiten versprechen.
